Feja verstorben: November 2022
Andris, ein junger Mann, ist sehbehindert. Seit seiner Kindheit träumt er von einem eigenen Hund. Jetzt ist sein Traum endlich in Erfüllung gegangen. Letzten Sommer traf er Feja, und es begann ein gemeinsames Training. Am 23.Dezember legten beide ihr Blindenführhund-Examen erfolgreich ab. Für Andris war es das schönste und größte Weihnachtsgeschenk, das er je in seinem Leben erhalten hatte.
Der Hund und Ich
Schon seit meiner frühen Kindheit fühle ich einen besonderen Respekt und Sympathie für den besten Freund des Menschen – den Hund. Vielleicht war ich in meinem vorherigen Leben selbst ein Hund und liebe diese Haustiere deshalb so sehr. Die vielen Stoffhunde, die mir geschenkt wurden, halfen nicht besonders, meinen Herzenswunsch zu vergessen. Mit Tränen bat ich meine Eltern, den Weihnachtsmann, den lieben Gott, mir doch endlich einen Hund zu schenken. Aber es war vergeblich! Mein einziger Lichtblick waren die Sommerferien bei meiner Großmutter auf dem Lande, weil sie einen Hofhund besaß.
Eigentlich darf ich dem lieben Gott und dem Weihnachtsmann nichts vorwerfen, denn auf das Gute muss man manchmal länger warten. Alles kommt zu seiner Zeit. So geschah das Wunder für mich am 16.Juli 2014! Schon öfters hatte ich die Kynologin Zaiga Klavina bei ihrer Arbeit gesehen, wir hatten uns unterhalten und auch unsere Handynummern ausgetauscht. Insgeheim hoffte ich, dass sie meine glänzenden Augen beim Anblick eines Hundes bemerkt hatte. Und vielleicht würde sie mir früher oder später anbieten, im Service-Hundeverein TEODORS mitzuarbeiten. Unglaublich, aber das Wunder geschah mit dem Anruf von Zaiga! Ob wir uns zu einem längeren Gespräch treffen könnten. Das Angebot der Kynologin traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Sie fragte mich wirklich, ob ich gerne einen Blindenführhund hätte! Dieses schicksalhafte Gespräch führte zu einem Wendepunkt in meinem Leben. Am 26.Juli 2014 fing für mich ein neuer Lebensabschnitt an, denn mir wurde die Blindenführhündin Feja übergeben. Ja, mein größter Wunsch war, mehr als ich mir je erträumt hätte, in Erfüllung gegangen! Ich erhielt nicht nur eine langersehnte vierbeinige Freundin, sondern auch noch eine große Hilfe für mich selbst!.
Es ist sicher allen verständlich, dass es für einen Sehbehinderten viel einfacher und sicherer ist, sich mit sechs Beinen fortzubewegen als mit zwei. Zudem möchte ich betonen, dass ein Blindenführhund kein mechanischer Roboter ist, der nach einem noch so klugen Programm funktioniert. In Wirklichkeit ist der Hund ein Teil des Zahnradmechanismus. Alles ist abhängig von der gemeinsamen Zusammenarbeit von Halter und Hund. Auch Feja und ich benötigten eine gewisse Zeit, bis wir uns aneinander gewöhnten, verstanden haben und zu einem guten Team wurden. Wenn man mit einem Blindenführhund unterwegs ist, dann bleiben Zusammenstösse mit im Wege stehenden Hindernissen zum Glück aus. Anders gesagt, mit Fejas Führung ist das Fortbewegen für mich zu einem Traum geworden. Ich kann mich noch an die schwere Zeit erinnern, als ich alleine in der Dämmerung unterwegs war oder mich in das Zentrum von Riga mit den menschenüberfüllten Straßen begeben musste. Mit meinen Hund Feja bin ich bereit, bis ans Ende der Welt zu gehen und alle Hindernisse, die sich uns in den Weg stellen, zu überwinden. Ja, zu zweit sind alle Entfernungen viel schneller und leichter zu schaffen. Vor kurzem bemerkte ich, dass wir beide uns so gut aufeinander eingestellt haben, dass zwischen uns eine Art Gedankenübertragung besteht. In der letzten Zeit ist es öfters vorgekommen, dass – während ich noch überlege, welchen Weg wir gehen sollen – Feja schon die richtige Richtung einschlägt. Sie biegt schon richtig nach rechts oder links ab, ohne mein mündliches Kommando abzuwarten. Dies ist schon so oft passiert, dass es kein Zufall mehr sein kann – es ist wirklich Telepathie. Es ist traurig, dass unsere Regierung kein Geld für Blindenführhunde hat. Dafür ist es um so schöner, dass es Mitmenschen, ja Missionare gibt, die alles tun, damit es in Lettland mehr solche Glückspilze wie mich gibt. Der Service-Hundeverein
TEODORS sammelt Spenden, um geeignete Welpen zu kaufen, diese dann zu Blindenführhunden auszubilden und danach Sehbehinderten zu übergeben. Dafür bin ich allen Spendern sehr dankbar, denn ohne finanzielle Unterstützung wäre ein solches Wunder in meinem Leben nie passiert!
März 2015