Weltweit gibt es ca. 285 Millionen Menschen mit Sehbehinderungen, von denen 39 Millionen vollkommen blind sind. Dazu zählen 19 Millionen Kinder bis 15 Jahre. In Lettland rechnet man mit 40 000 Sehbehinderten, davon sind 7 000 blind oder mit stark eingeschränkter Sicht1. Dies sind schockierende Zahlen. Im Alltag vergessen wir, wie wichtig der Zugang zur Umgebung und das Sicherheitsgefühl für diese Mitmenschen sind.
Immer mehr wird versucht, Menschen mit Sehschwierigkeiten zu helfen, um ihren Alltag zu erleichtern. Eine Möglichkeit ist es, mehr Blindenführhunde auszubilden. Auch wir hatten die grosse Hoffnung auf eine staatliche Zusage für eine grössere Unterstützung und die Finanzierung neuer Blindenführhunde im nächsten Jahr. Leider wurde diese Zusage unlängst widerrufen. Es fällt uns natürlich schwer, diese Entscheidung zu verstehen, v.a. wenn man sieht, wie in anderen europäischen Ländern die staatlichen Unterstützungen zunehmen. So hat z.B. in Finnland die Präsidentenfamilie einen zukünftigen Blindenführhund-Welpen als Patenfamilie aufgenommen.
Der Verein hatte ein aktives und arbeitsreiches Jahr 2014:
Eins der wichtigsten Ereignisse war die Einigung mit dem Lettischen Roten Kreuz, dass unsere Hunde das Symbol des Roten Kreuzes tragen dürfen. So werden in Zukunft unsere Service-Hunde von der Gesellschaft schneller als Hilfeleistende erkannt und erfahren mit ihren Besitzern mehr Rücksicht durch die Mitmenschen, was für sie eine größere Sicherheit bedeutet.
In diesem Jahr wurde in Lettland einer der ersten Welpen in einer Patenfamilie aufgezogen und trainiert – der Welpe Olle. Jetzt ist Olle zu einem schönen und klugen Blindenführhund herangewachsen. Im Herbst wurde er seiner neuen Besitzerin in Helsinki übergeben. Über ihre Erfahrung als Patenfamilie hat Anita Zvirgzde einen Blog in Lettisch verfasst. http://audzugimene.blogspot.com/.
Olles 1. Geburtstag wurde in der Internatsschule für Sehbehinderte von Strazdumuiža gefeiert. Dazu kamen Olles Freunde und Internatsschüler. Während der Feier zeichneten die Kinder Olle. Diese Zeichnungen waren so interessant, dass wir damit eine Ausstellung organisierten, die wir an mehreren Orten Lettlands zeigten: in Altersheimen, einem Gymnasium in Jugla/Riga und- besonders herzlich aufgenommen- in der 2.Städtischen Bibliothek in Rezekne (Ostlettland).
Am 30. April dieses Jahres wurde in der ganzen Welt der Internationale Tag der Blindenführhunde begangen, zum ersten Mal auch in Riga. An diesem Tag war unser Verein zu Gast in der Internatsschule von Strazdumuiža. Wir kamen mit 4 Blindenführhunden und ihren Besitzern sowie 2 Therapiehunden. Beate Bringule mit ihrem Blindenführhund Zane aus Cesis und Aleksejs mit Teodors aus Riga erzählten von ihren Erfahrungen, dem Vertrauen und der Freundschaft, die sie von ihren vierbeinigen Begleitern erhalten. Jeder, der wollte, konnte danach die Hunde streicheln, knuddeln und in Begleitung eines Trainers eine Runde mit einem der Blindenführhunde gehen.
Am 30. Mai fuhren Vertreter des Vereins mit den Hunden Teodors, Olle und Diva nach Daugavpils (Dünaburg). Auf Einladung der Bibliothek für Sehbehinderte trafen wir deren Leser und andere Interessenten, um unseren Verein vorzustellen. In angenehmer Atmosphäre erzählte Aleksejs über sein „neues“ Zusammenleben mit Teodors, Zaiga informierte die Zuhörer über die Arbeit unseres Vereins und wie Blindenführhunde ausgesucht, trainiert und den neuen sehbehinderten Besitzern zugeführt werden. Zum Schluss durfte jeder, der wollte, die Hunde streicheln und zusammen mit Zaiga ausprobieren, wie gut und sicher sich die Führung eines Blindenhundes anfühlt. Heute können wir mitteilen, das einer von Zaigas trainierten Hunden nach Daugavpils an Aleksejs K. abgegeben wurde. Beide haben auch die notwendige Prüfung mit Bravour bestanden.
Im Dezember erwarten noch 2 Paare die Prüfung mit ihren Blindenführhunden: Natalija mit Lati und Andris mit Zaigas trainiertem Hund Feja. Wir wünschen allen viel Glück!
Im Sommer haben wieder 4 sehbehinderte Kinder mit ihren eigenen Erziehern 2 Wochen im Sommercamp EVS verbracht. EVS ist für lettische Kinder von 11-16 Jahren aus dem ehemaligen Exil und Lettland (mit ca. 50 Teilnehmer) gedacht. Vanesa und Deniss, die schon zum dritten Mal teilnahmen, tanzten zum Abschluss so sicher und flink die lettische Polka, dass man keinen Unterschied zu den sehenden Kindern bemerkte.
Mitte August suchte der Verein Patenfamilien für 8 Labrador-Welpen, um sie im Alter von 1 Jahr als Blindenführhunde auszubilden. 4 Welpen fanden ihre Familien in Lettland und 4 in Finnland. Jetzt sind die Welpen 5 Monate alt, sie lernen den freundschaftlichen Umgang mit Menschen, üben sich in Geduld, fahren mit verschiedenen Transportmitteln und lernen die Umwelt der Menschen kennen. Ihr Heranwachsen kann man auf lettisch auf unserer Homepage www.teodors.org und Facebook, Draugiem.lv und Twitter verfolgen.
Das Ziel dieser Aktion ist es, die Welpen für Lettland heranzuziehen und zu Blindenführhunden auszubilden. Da aber der Staat seine vorherige Zusage zur finanziellen Unterstützung für das Jahr 2015 zurückgezogen hat, ist unser Ziel natürlich gefährdet. Jetzt sind wir nur auf die Hilfe von privaten Spendern angewiesen. Unser Verein wird alles Mögliche tun, um den Verbleib dieser Welpen in Lettland zu sichern. In gewissen Zeitabständen werden wir Spendenaufrufe starten und um Ihre Hilfe bitten.
Im Oktober fand in Georgien ein Forum für Sehbehinderte mit Teilnehmern aus 7 Ländern statt. Aleksejs Volkovs und Teodors vertraten Lettland. Die Idee war, sich gegenseitig kennenzulernen, die Probleme der verschiedenen Länder zu vergleichen und erörtern sowie über die Möglichkeit zu diskutieren, die Erasmus-plus-Projekte bieten. Aleksejs war als einziger mit einem Blindenführhund angereist, denn diese gibt es in den Ländern wie Ukraine, Armenien, Georgien und Moldavien nicht. Die Teilnehmer des Forums haben mit großem Interesse Aleksejs Berichten zugehört.
Anfang Oktober fand in Tartu (Estland) der alljährliche Internationale Blindenführhund-Wettbewerb statt. Es waren insgesamt 6 Teams aus Finnland, Estland und Lettland angereist. Lettland wurde von Natalija mit Lati und Aleksejs mit Teodors vertreten und erhielt in der Teambewertung den 3. Platz. In der Einzelbewertung erreichte Aleksejs mit Teodors einen guten & ehrenvollen 2. Platz.
Am 15. Oktober war in vielen Ländern der „Tag des weißen Blindenstocks“. An diesem Tag sollen die Menschen an den wichtigsten Hilfsmittel für blinde Menschen erinnert werden- den weißen Stock und dessen Sinn. Aleksejs und Teodors waren zu einer Veranstaltung in Litauen eingeladen, wo sich Vertreter sozialer Organisationen (Polizei, Grenzpolizei, Zollbeamte) an diesem Tag trafen. In Litauen gibt es noch keinen Blindenführhund, so standen Teodors und Aleksejs wieder einmal im Mittelpunkt. Die Teilnehmer hatten viele Fragen, und vielleicht gibt es auch bald in Litauen Blindenführhunde.
Vorgesehene Aktivitäten für das Jahr 2015
- Öffentlichkeitsarbeit in Schulen, Sommercamps und bei verschiedenen Veranstaltungen
- Training der neuen Blindenführhunde
(pro Hund ca. 10 000 Euro) - Unterhaltskosten unserer Blindenführhunde
(pro Hund ca. 100 Euro monatlich) - Ausflüge mit Blindenführhunden, Besitzer und Begleiter
- 3 tägige Bootsfahrt mit Zelten — für blinde Kinder und deren Familien, wie auch Sehbehinderte mit Blindenführhunden (Teilnehmer aus EST, FIN, LV)
- Teilnahme von 4 sehbehinderten Kindern + 2 Erziehern am 2 wöchigen Sommerlager EVS
(ca. 1 800 Euro) - Kurse für Assistenten für Behinderte
- Wettbewerb zur Auswahl von 2 Teilnehmern & Hund für den Internationalen Blindenführhund-Wettkampf 2015 in Finnland und deren Teilnahme
Unsere wichtigsten Ziele und Aufgaben sind:
- behinderten Mitbürgern mit Hilfe von Service-Hunden eine bessere Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen, deren Lebensqualität zu verbessern, damit sie sicher und selbstbestimmend ihr Leben gestalten können
- die Ausbildung von Service-Hunde ( Blindenführ-, Assistenz- und Signalhunde) nach internationalen Standards aufzubauen
- die Hunde des Vereins lebenslang zu begleiten und für einen würdigen Lebensabend der Seniorenhunde zu sorgen
- das Netz von Patenfamilien für geeignete Welpen aufzubauen, in denen diese ca. 1 Jahr verbringen werden
- Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um in der Gesellschaft ein besseres Verständnis für Behinderte mit Hunden zu erreichen
- Spenden zu sammeln
Der Verein ist selbstlos tätig und verfolgt keine eigenwirtschaftliche Zwecke. Finanzielle Mittel des Vereins werden einzig und allein für satzungsgemäße Ziele verwendet.
Bankverbindung des Vereins:
bank: SWEDBANK
Empfänger: Servisa suņu biedrība
Reg.Nr.: 40008208343
onto-Nr., IBAN: LV04HABA0551036537614
BIC/SWIFT: HABALV22
Wir bedanken uns bei allen, die an unseren Verein geglaubt und uns bisher unterstützt haben! Unser besonderer Dank geht an die finnischen Partner. Wir bitten auch in Zukunft um Unterstützung und Zusammenarbeit, damit es in Lettland immer mehr Service-Hunde gibt!
Riga, Dezember 2014
1 Quelle — www.esfondi.lv/upload/04-kohezijas politikas nakotne/3.OP prior Sociala infrastr pasakums Darba tirgus inst un soc pak infrastr LM.pdf